Studienfahrt in die Gedenkstätte Buchenwald | 16. - 20.06.25
Tag 1 | Ankommen in Buchenwald
Nach einer langen Busfahrt kamen wir endlich gegen 12 Uhr an. Meine Aufregung war ehrlich gesagt spürbar, aber ich musste zu meinem Bedauern feststellen, das unsere Gasthäuser (Frühere SS Einrichtungen) weit außerhalb des eigentlichen Konzentrationslagers standen, oder zumindest von dem, was ich zu sehen erwartete. Viele Erwartungen hatte ich nicht. Auf jeden Fall hießen uns die Leute hier herzlichst Willkommen, sehr nette Leute und die Einrichtung sehr schön. Im Flur hingen überall bereits Plakate für die neusten Ausstellungen. Meine Aufregung schraubte sich ein weiteres Stück nach oben. Zuerst wurden wir etwas im Gasthaus herumgeführt und vertraut gemacht. Ein ebenfalls sehr netter Herr klärte uns über das Tagesprogramm auf und nach einem kleinen Gespräch ging es endlich los.
Wir hatten einiges an Freiheit. Eine Karte, Wasser und ein Ipad reichten aus, um mit der kleinen Reise zu beginnen. Meine Gruppe und ich knöpften uns zuerst den Steinbruch vor, die tödlichste Arbeitsstätte für einen Häftling. Auf dem Weg empfingen uns bereits alte Ruinen und Umrisse der alten SS-Truppenkasernen. Nach weiteren Minuten erreichten wir auch schließlich den Steinbruch, heute nur noch ein kleines, zugewachsenes Tal. Nur im Zentrum des Tals lagen Überreste der damaligen Werkzeuge. So ganz konnte ich es nicht glauben, damals ein Schlachtfeld und heute nur ein kleines Stück Tal, was für die meisten Menschen in Vergessenheit geraten ist.
Weiter ging es für uns ins eigentliche Konzentrationslager, ins Häftlingslager. Der Weg dahin war nicht lang. Wir liefen auf einen kleinen Pfad mitten im Wald. Wir bogen um die Ecke und da sah ich den Eingang in Ferne vor uns auftauchen. Es war ein komisches Gefühl. Es passte gar nicht zur Umgebung und fassen wollte ich es nicht. Kurz gesagt, ich stand vor etwas, was ich vor einigen Wochen noch auf Bildern gesehen hatte. Etwas, wovor ich Respekt hatte. Wir näherten uns und liefen an diesen Stacheldrahtzäunen vorbei. Sie waren hoch und dahinter waren weitere Stacheldrähte auf dem Boden gespannt. Man merkte, das war Gefangenschaft. Wir erreichten den Eingang, auch “Turm” genannt. Er war damals überall vom ganzen Platz zu sehen. Die Häftlinge sollten sich fürchten. Aber als ich davor stand, fürchtete ich mich irgendwie nicht so sehr wie ich glaubte ich sollte, und es fühlte sich falsch an. Dieser Ort, an dem über 70.000 Häftlinge brutal umgebracht wurden. Die Uhr des Turmes stand auf 15:15 Uhr, die Zeit der damaligen Befreiung. Ein schönes Detail und Andenken. Vor uns befand sich das weiße Tor, in Roter Schrift stand drauf „Jedem das Seine“. Ich schloss die Tür wieder hinter mir als ich das Gelände betrat. Auch da huschte mir ein komischer Gedanke durch den Kopf. Wir schließen und öffnen heute dieses Tor, als sei es normal. Wir kommen rein und raus wann immer wir wollen. Doch damals bedeutete es für die Häftlinge, das Tor schließt sich, der Tod naht. Ich warf einen Blick über das Gebiet und das meiste war weg. Alles war fast weg. Es war kaum vorstellbar das hier Massenmord betrieben wurde. Lauter Gedenksteine und Schilder standen an den übriggebliebenen Umrissen der alten Gebäude. Es war schön und auch interessant eine jüdische Tradition zu beobachten: Steine als Andenken auf die Gedenksteine zu legen. Wir wurden danach in den nächsten Stunden weiter und ausführlicher über das Lager informiert. Ein interessanter, erster Tag und trotzdem fühlt sich immer noch einiges Falsch an, wenn ich an die Häftlinge dachte und ich welchen Zustand sie hier lebten. Für heute ist der Tag vorbei und ich bin auf die nächsten Tage hier gespannt. Bis dahin bin ich in Gedenken an alle Häftlinge die Opfer des brutalen Massenmordes im KZ Buchenwald wurden.
Laura, 14 Jahre | Klasse 9.6
Der Tag begann für uns mit einer gemeinsamen und (viel zu) frühen Abfahrt um 6 Uhr am Bergbaumuseum. Auf der Busfahrt nutzte ich die Zeit, um mich noch ein wenig auszuruhen und witzige und
außergewöhnliche Quartetts zu spielen und dabei meine Lehrer abzuzocken.
Nach unserer Ankunft in Buchenwald und einem Mittagessen konnten wir in kleinen Gruppen das Lager erkunden. Dabei haben wir spontan entschieden, was uns interessiert, wodurch uns viele Details
aufgefallen sind. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, als wir auf dem sog. "Carachoweg" entlanggingen und das erste mal das Lagertor mit der bekannten Innschrift „Jedem das Seine“ sahen.
Auf dem Carachoweg wurden die Häftlinge bei Ankunft im KL von der SS und ihren Hunden unter Caracho – also lauten Beschimpfungen, Schlägen ect. – gedemütigt.
Anschließend wurden unsere Fragen nach unseren selbstständigen Erkundungstouren geklärt und wir konnten uns an einem Modell des Lagers einen dreidimensionalen Überblick verschaffen, was die
Ausmaße des Lagers sehr deutlich machte.
Nachdem wir noch durch unsere Unterkünfte geführt wurden und eine kleine Abschlussrunde gemacht haben gab es auch schon Abendessen.
Danach haben wir uns noch Vorträge angehört.
Lina, 18 Jahre | Q1
Ich habe hate viel Neues erlebt und gelernt, beispielsweise über Qualen, in denen die Gefangenen wirklich lebten. Dazu gehört auch, dass in dem kleinen Lager bis zu 2000 Menschen in einer Baracke schlafen und leben mussten und im gesamten Bereich 20.000. Diese Erkenntnisse sind sehr erschreckend und sehr tiefgründig. Natürlich war mir bewusst, welche Verbrechen in KZs begangen worden sind, doch diese Verbrechen noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, hat mir einen ganz anderen Zugang für meine Gefühle gegeben. Es ist schrecklich, dass Menschen diese Verbrechen zugelassen haben und deswegen ist es umso wichtiger, sich daran zu erinnern, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.
Ida, 14 Jahre | Klasse 9.6
Meine ersten Eindrücke vom KZ Buchenwald habe ich bereits im Jahr 2023 gesammelt, als ich zum ersten Mal hier war. Damals habe ich die Ereignisse jedoch noch nicht so verstanden wie heute. Heute durfte ich das Konzentrationslager aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen. Ich habe mehr über die einzelnen Gebäude erfahren – beispielsweise, dass in einem kleinen Gebäude 20.000 Menschen geschlafen haben – bis hin zu der erschütternden Tatsache, dass die schwächsten Häftlinge nur bis zu 25 Kilogramm gewogen haben. Es macht mich fassungslos, wie respektlos es ist, dass manche Menschen heutzutage – trotz des heutigen Wissens – den Holocaust noch immer leugnen.
Alessandra, 15 Jahre | Klasse 9.6
Heute sind wir so gegen 12:00 Uhr angekommen. Wir übernachten im Internationalen Jugend-Begegnungszentrum, in dessen Räumlichkeiten früher die SS-Kasernen waren. Wir haben unsere Zimmer bezogen und waren danach Mittagessen. Danach gab es eine kleine Vorstellungsrunde.
Auf der darauffolgenden Selbsterkundung des Lagers hat meine Gruppe erst die Tankstelle der SS, mit den Garagen gesehen, dann den "Caracho-Weg" über den Häftlinge während ihrer Ankunft brutalst gejagt wurden. Die SS schikanierte sie mit Kampfhunden und Schlägen.
Dann waren wir beim sogenannten "Zoologischen Garten", einem Bärengehege direkt neben dem großen Lager, wo die Bären besseres Fleisch bekamen als die Menschen.
Als nächstes waren wir bei einer Splitterschanze, in der sich die SS geschützt hatte, gegen Bombardements.
Wir waren danach auch im Großen Lager, wo wir die Grundrisse der Häftlingsbaracken gesehen haben, die mit schwarzen Schlacke-Steinen ausgelegt waren. Es gab ein Mahnmal für Frauen und Kinder und das jüdische Mahnmal in Block 22. Einem Block in dem größtenteils Jüdinnen und Juden eingepfercht waren.
Das jüdische Mahnmal ist eine, in den Umrissen der Baracke gestaltete Grube, in der senkrecht Steine hinunter gehen, als würden sie in den Abgrund rutschen.
Auf den Mahnmal-Tafeln waren Steine. Dies ist ein jüdisches Ritual. אבן על אבן (Even al Even), was so viel wie "Stein auf Stein" oder "Stein über Stein" heißt. Es ist vergleichbar mit dem christlichen Brauch Blumen auf ein Grab zu legen.
Wir kamen dann noch einmal zusammen und es wurde über das Tor, den Eingang zum Konzentrationslager, den "Caracho-Weg" und anhand eines Modells von Buchenwals, dass ein ehemaliger Häftling erstellt hatte.
Danach gingen wir zurück und uns wurde das Gebäude gezeigt in dem wir unterbracht sind. Nach Präsentation die von Schüler*innen gehalten wurden endete der Abend.
Jasper, 18 Jahre | Q1
Heute sind wir in Buchenwald angekommen und haben uns erstmal alleine umgeguckt. Für mich hat es sich komisch angefühlt, über Wege zu laufen, wo so viele Menschen gestorben sind. Obwohl nichts mehr von den Baracken übrig ist, kann man trotzdem noch sehen, wo sie standen und wie sie ungefähr ausgesehen haben.
Dieses Gefühl fand ich überwältigend, weil man sich gar nicht vorstellen kann, wie viele unschuldige Menschen hier gelitten haben und wie viele an einem grausamen Tod gestorben sind. Jedoch fand ich das sogenannte "Kleinen Lager" am beängstigten. Dieses wurde so genannt, weil es kleiner als das restliche Lager war. Es war der gefährlichste Ort im Konzentrationslager und der Ort, an dem am meisten Menschen starben. Der Bereich war von dem restlichen großen Lager abgetrennt, jedoch lebten dort manchmal bis zu 20.000 Menschen auf engstem Raum. Zudem hatten diese noch schlechte bis gar keiner Hygiene und wurden oft krank. Wegen diesen und vielen weiteren Gründen finde ich, Konzentrationslager sind wie Friedhöfe und es sollte mehr in der Schule darüber gesprochen werden.
Emma, 15 Jahre | Klasse 9.6
Heute war der erste Tag in Buchenwald. Schon beim Betreten des Geländes habe ich mich ein wenig komisch gefühlt. Es ist dieses Gefühl, hier ist etwas schreckliches vorgefallen. Es ist unbeschreiblich und machte mir Angst. Die enorme Atmosphäre ist unterdrückend, es ist unvorstellbar. Als wir weiter ins Gelände liefen, kamen wir an den Hundezwingern vorbei. Auch hier wurde mir komisch. Mir ist die Geschichte im Kopf geblieben in der ein Überlebender berichtete, wie SS-Soldaten tag täglich Hunde auf Häftlinge losließen. Auch als wir an der Straße vor dem Haupteingang waren und erfuhren das es sich hier am meistens ereignete, wurde mir schlecht. Das Einzige was uns separierte ist die Zeit; der Ort und die Taten bleiben gleich. Unverändert und ich finde das zugleich gruselig als auch erstaunlich. Als wir weiter ins Gelände gingen viel auf wie wenig übrig war, es blühten Blumen, die Sonne schien, dennoch war was hier geschehen ist prominenter denn je. Die Anwesenheit des Todes. Die Opfer die hier leiden mussten. Es war alles unvorstellbar. Kaum anzuerkennen.
Isabella, 16 Jahre | Klasse 10.1
Heute war unser erster Tag in Buchenwald.
Wir sind gegen 12 Uhr angekommen. Als Erstes wurden die Zimmer aufgeteilt, anschließend haben wir unser Gepäck ausgepackt. Nach dem Mittagessen haben mein Kollege und ich bereits das Haupttor besichtigt. Wir waren schockiert, wie wenig vom ursprünglichen Lager noch erhalten ist.
Danach trafen wir uns mit unserem Betreuer im Seminarraum. Es gab eine kleine Kennenlernrunde sowie ein kurzes Quiz zum aktuellen Wissensstand. Zwischen 14:00 und 15:15 Uhr hatten wir Zeit zur freien Selbsterkundung. Ich bin dabei den Postenweg entlanggelaufen. Dabei habe ich viele neue Eindrücke gewonnen. Die Strecke war interessant, unterschiedlich lang und geprägt von vielen alten, mittlerweile stillgelegten und überwucherten Anlagen. Der Weg selbst war zum Teil kaum noch erkennbar.
Anschließend trafen wir uns wieder als Gruppe, um über offene Fragen und unsere bisherigen Erkenntnisse zu sprechen. In der Kantine betrachteten wir ein Modell des gesamten Lagers Buchenwald und sprachen über weitere Geländeabschnitte und unsere Pläne für den Rest der Woche.
Zum Schluss zeigte uns unser Betreuer die Räume, die wir in den kommenden Tagen frei nutzen dürfen. Nach dem gemeinsamen Abendessen hörten wir uns noch zwei Präsentationen von Gruppenmitgliedern an. Danach gingen wir auf unsere Zimmer, um uns von diesem sehr informativen Tag zu erholen.
Julius, 17 Jahre | EF3
Der Tag begann am frühen Morgen. Wir hatten eine Lange strecke vor uns und in der zwischen Zeit beschäftigte ich mich mit meinen Freunden. Danach habe ich mein Buch gelesen und hörte nebenbei Musik. Nach einer Weile, haben wir die ehemalige Grenze der DDR erreicht und machten da eine kurze Pause. In der Zwischenzeit wechselten sich unsere Busfahrer und gleichzeitig verschwanden unsere Lehrer [a. d. R.: sie wollten eine Avocado angeln].
Es war an der Zeit, dass wir losfahren mussten, aber wir wussten nicht wo unsere Lehrer sich befanden. Deswegen entschieden Lina und ich unsere Lehrer zu suchen und nach ein paar Minuten fanden wir sie hinter der Tankstelle und machten ein Wettrennen zurück zum Bus. Doch war dieses Wettrennen nicht fair, da Herr Skupniks lange Beine uns keine Chance gaben zum Siegen.
Eine Stunde später kamen wir in Buchenwald an. Angekommen an der Jugendbegegnungsstätte, gingen wir in unsere Zimmer und packten aus. Danach ging es auch direkt zum Mittagessen. Später lernten wir unsere Projektleiter kennen, der mit uns darüber sprach was einen Menschen von den anderen differenziert, aber was sie auch zugleich verbindet. Als wir mit diesem Thema auch abgeschlossen hatten durften wir dann das KZ-Buchenwald selbständig erkundigen und uns selber informieren.
Da ich das aller erste mal im KZ-Auschwitz und Birkenau war, war dies ein drastischer Kontrast zum KZ-Buchenwald. Man bemerkte, dass das KZ-Buchenwald einer seiner ersten Arten von Konzentrationslager war. Es war viel simpler gestaltet als die anderen Konzentrationslager. Zum einen hat das KZ-Buchenwald eine "schönere" Farbpalette, die Gebäuden waren moderner und die Elektrozäune sahen nicht so intensiv eingekapselt aus.
Dennoch ist auch dieser Ort genau so grausam wie die alle anderen. Sie ist auch ganz groß und hat auch viele Überreste der Baracken. Dennoch musste ich auch gleichzeitig im Kopf behalten, dass Buchenwald nicht wie die anderen Konzentrationslager war, da sie ein Ausbildungsort für die zukünftigen SS-Mitglieder war.
Die Geschichten und Informationen die überall im Lager verteilt sind, sind ebenso traumatisch und traurig wie bei den anderen Konzentrationslagern. So einen grausames Schicksal wünsche ich niemandem.
Ich sah mir alles in Buchenwald an und fotografierte auch alles, was dabei diente die Emotionen und Essenz dieses Ortes zu verdeutlichen.
Im Nachhinein gab es noch eine Interaktion mit unserem Projektleiter und unseren Anliegen. Er beantwortete unsere Fragen und erzählte uns ein wenig mehr über Buchenwald.
Gegen Ende hatten wir auch eine Tour der Jugendbegegnungsstätten und im anschließenden hatten wir Abendbrot.
Bis jetzt muss ich zugeben das Buchenwald mich nicht so sehr emotional beeinflusst hat. Dennoch bin ich genau so entsetzt und traurig darüber was hier geschah, wie bei den anderen Konzentrationslager.
Lara, 18 Jahre | Q1
Heute war der erste Tag im Konzentrationslager Buchenwald, einem der größten Konzentrationslager seiner Zeit. Wir sind um ca. 12 Uhr angekommen. Da sah man direkt die ehemaligen SS-Baracken, welche nun eine Jugendbegegnungsstädte ist. Dort einzutreten mit dem Gedanken, dass hier damals die SS lebte, ist schon ein wenig komisch. Alles wurde aber umgebaut, also war es eine angenehme Atmosphäre. Außer den Dachpfeilern erinnert nichts mehr an Kasernen.
Im Seminarraum sah ich dann eine Karte von Buchenwald von damals. Es war riesig. Danach bin ich zum Haupttor gegangen. Alles intakt, wie auf den Bildern. Wow! Als ich dann eingetreten bin, war zwar nicht mehr viel da, aber das Hintergrundwissen zu besitzen, ist trotzdem ein wenig beängstigend. Da, wo die Baracken waren, nur noch ein Haufen schwarzer Steine mit Denkmälern waren. Es ist wichtig daran zu erinnern.
Ich bin dann die Postenkette durchgehend am Zaun entlanggelaufen, welche drei km lang war dieser. Das mussten die SS-Männer damals tun. Komisch, sich selbst nun auf diesen Weg zu begeben. Aber man sah ein paar Gebäude und es gab immer wieder Schilder, die einem Informationen zeigten.
Ich habe auch Pfähle in der Ferne gesehen. Es stellte sich heraus, dass genau dort Menschen der sowjetischen Armee beerdigt sind. Es ist auf jeden Fall schockierend, davor zu stehen. Es waren einfach nur unbeschriftete Metallpfähle im Boden.
Danach haben wir bei einem Miniaturmodell in der Gefängniskantine alles aus der Vogelperspektive beobachten und mit einem sehr netten Guide Fragen klären können. Die Häftlinge haben hier nicht gegessen, sondern nur gekocht - untypisch für eine Kantine. An sich wurde an diesem Ort so vieles verschleiert, aber es direkt live zu sehen, bestätigt alles.
Leonard, 16 Jahre | EF3
Ich steh vor dem Tor, was mir die richtige Sicht auf den Häftlingsteil mit den Baracken gibt. Mein Herz klopft und ich habe schon fast Angst hindurchzugehen. Hindurch zu dem Ort, wo Menschen unter unmenschlichsten Bedingungen leben mussten, die man sich gar nicht vorstellen kann. Vorne am Tor zu diesem Abschnitt steht ,,Jedem das seine". Ich lese diesen Schriftzug und bekomme schon fast Panik. Es ist eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Wut und Trauer. Trauer um die Menschen die das durchleben mussten. In solchen Situationen frage ich mich immer wieder, warum und wie Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sind. Ich gehe durch das Tor und fühle mich direkt wie in einer anderen Welt. Fast schon wie in einer Parallelwelt, in der man sich befindet. Erst in diesem Moment begreife ich, was ein KL für wirklich bedeutet und dass man niemanden so sehr hassen kann, dass man ihm so etwas antut. Ich gehe weiter den Weg entlang. Nun stehe ich auf dem Appellplatz und sehe alles: Die Barackentrümmer, die Desinfektion, das Krematorium und noch andere übrig gebliebene Reste dieser ,,Hölle". Auch hier geht mir alles nah. Man geht weiter und realisiert, dass dieser Weg, dieses Gebäude und alles andere nicht nur von uns so friedlich gesehen wird, sondern schon damals von unschuldigen Häftlingen, die diese Grausamkeit über sich ergehen lassen mussten. Man versteht es erst dann, wenn man auch wirklich vor Ort ist. Nun habe ich eine gewisse bildliche Vorstellung davon, wie die Häftlinge lebten. Das schlimmste war für mich an diesem Tag zu merken, dass ich gerade dort stehe, wo ein unschuldiger Mensch von einem skrupellosen, gefühllosen Nazi niedergeschossen wurde, oder Versuche an ihnen durchgeführt wurden. In solchen Momenten schießen einem viele Gedanken durch den Kopf. Was ist, wenn sich so etwas wie sich das vor 80 Jahren abgespielt hat noch einmal wiederholt und wie wären die Auswirkungen auf die Bevölkerung? Wie reagiert man auf so etwas erneut? Ich mache mir Vorwürfe dafür, was sich abgespielt hat. Die Angst, die in mir hervorkommt, die ich nicht kenne. Bei der Fahrt zu wissen, dass ich mich gleich in einem KZ befinde, hat mir solche Angst und solchen Respekt verschafft, dass ich am liebsten wieder umgekehrt wäre. Auch, dass ich mich schuldig fühle, sollte nicht berechtigt sein, da ich gegen diese Menschenverachtung einstehe und der Welt die Realität ein Stück näher bringen möchte. Denn es gibt immer noch Menschen die, die Gräueltaten der Nazis abstreiten und Propaganda verbreiten. Menschen, die die Symbolik der Nazis aus Spaß verwenden, obwohl die meisten den Kontext dahinter kennen. Ob sie den Kontext dahinter nachvollziehen können und diesen verstehen, ist was anderes.
Marlie,15 Jahre | Klasse 9.3
Als wir in Buchenwald ankamen, war ich zunächst sprachlos. Ich hatte nicht erwartet, dass so wenig von dem Ort übergeblieben ist – und doch war die Stimmung sofort bedrückend. Schon beim Betreten des Geländes hatte ich das Gefühl, dass hier etwas Furchtbares passiert sein muss.
Die ersten Informationen über das Konzentrationslager haben mich tief getroffen. Es ist kaum vorstellbar, wie viel Leid Menschen hier ertragen mussten. Ich fühlte mich traurig und nachdenklich, aber auch dankbar dafür, dass wir heute in Freiheit leben.
Trotz der schweren Geschichte war ich überrascht, wie offen und freundlich die Mitarbeiter waren. Sie haben sich viel Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten, und man merkte, dass ihnen der respektvolle Umgang mit dem Thema sehr wichtig ist.
Süphan, 16 Jahre | Klasse 9.5