Studienfahrt in die Gedenkstätte Buchenwald | 16. - 20.06.25
Tag 1 | Ankommen in Buchenwald
Nach einer langen Busfahrt kamen wir endlich gegen 12 Uhr an. Meine Aufregung war ehrlich gesagt spürbar, aber ich musste zu meinem Bedauern feststellen, das unsere Gasthäuser (Frühere SS Einrichtungen) weit außerhalb des eigentlichen Konzentrationslagers standen, oder zumindest von dem, was ich zu sehen erwartete. Viele Erwartungen hatte ich nicht. Auf jeden Fall hießen uns die Leute hier herzlichst Willkommen, sehr nette Leute und die Einrichtung sehr schön. Im Flur hingen überall bereits Plakate für die neusten Ausstellungen. Meine Aufregung schraubte sich ein weiteres Stück nach oben. Zuerst wurden wir etwas im Gasthaus herumgeführt und vertraut gemacht. Ein ebenfalls sehr netter Herr klärte uns über das Tagesprogramm auf und nach einem kleinen Gespräch ging es endlich los.
Wir hatten einiges an Freiheit. Eine Karte, Wasser und ein Ipad reichten aus, um mit der kleinen Reise zu beginnen. Meine Gruppe und ich knöpften uns zuerst den Steinbruch vor, die tödlichste Arbeitsstätte für einen Häftling. Auf dem Weg empfingen uns bereits alte Ruinen und Umrisse der alten SS-Truppenkasernen. Nach weiteren Minuten erreichten wir auch schließlich den Steinbruch, heute nur noch ein kleines, zugewachsenes Tal. Nur im Zentrum des Tals lagen Überreste der damaligen Werkzeuge. So ganz konnte ich es nicht glauben, damals ein Schlachtfeld und heute nur ein kleines Stück Tal, was für die meisten Menschen in Vergessenheit geraten ist.
Weiter ging es für uns ins eigentliche Konzentrationslager, ins Häftlingslager. Der Weg dahin war nicht lang. Wir liefen auf einen kleinen Pfad mitten im Wald. Wir bogen um die Ecke und da sah ich den Eingang in Ferne vor uns auftauchen. Es war ein komisches Gefühl. Es passte gar nicht zur Umgebung und fassen wollte ich es nicht. Kurz gesagt, ich stand vor etwas, was ich vor einigen Wochen noch auf Bildern gesehen hatte. Etwas, wovor ich Respekt hatte. Wir näherten uns und liefen an diesen Stacheldrahtzäunen vorbei. Sie waren hoch und dahinter waren weitere Stacheldrähte auf dem Boden gespannt. Man merkte, das war Gefangenschaft. Wir erreichten den Eingang, auch “Turm” genannt. Er war damals überall vom ganzen Platz zu sehen. Die Häftlinge sollten sich fürchten. Aber als ich davor stand, fürchtete ich mich irgendwie nicht so sehr wie ich glaubte ich sollte, und es fühlte sich falsch an. Dieser Ort, an dem über 70.000 Häftlinge brutal umgebracht wurden. Die Uhr des Turmes stand auf 15:15 Uhr, die Zeit der damaligen Befreiung. Ein schönes Detail und Andenken. Vor uns befand sich das weiße Tor, in Roter Schrift stand drauf „Jedem das Seine“. Ich schloss die Tür wieder hinter mir als ich das Gelände betrat. Auch da huschte mir ein komischer Gedanke durch den Kopf. Wir schließen und öffnen heute dieses Tor, als sei es normal. Wir kommen rein und raus wann immer wir wollen. Doch damals bedeutete es für die Häftlinge, das Tor schließt sich, der Tod naht. Ich warf einen Blick über das Gebiet und das meiste war weg. Alles war fast weg. Es war kaum vorstellbar das hier Massenmord betrieben wurde. Lauter Gedenksteine und Schilder standen an den übriggebliebenen Umrissen der alten Gebäude. Es war schön und auch interessant eine jüdische Tradition zu beobachten: Steine als Andenken auf die Gedenksteine zu legen. Wir wurden danach in den nächsten Stunden weiter und ausführlicher über das Lager informiert. Ein interessanter, erster Tag und trotzdem fühlt sich immer noch einiges Falsch an, wenn ich an die Häftlinge dachte und ich welchen Zustand sie hier lebten. Für heute ist der Tag vorbei und ich bin auf die nächsten Tage hier gespannt. Bis dahin bin ich in Gedenken an alle Häftlinge die Opfer des brutalen Massenmordes im KZ Buchenwald wurden.
Laura, 14 Jahre | Klasse 9.6
Der Tag begann für uns mit einer gemeinsamen und (viel zu) frühen Abfahrt um 6 Uhr am Bergbaumuseum. Auf der Busfahrt nutzte ich die Zeit, um mich noch ein wenig auszuruhen und witzige und
außergewöhnliche Quartetts zu spielen und dabei meine Lehrer abzuzocken.
Nach unserer Ankunft in Buchenwald und einem Mittagessen konnten wir in kleinen Gruppen das Lager erkunden. Dabei haben wir spontan entschieden, was uns interessiert, wodurch uns viele Details
aufgefallen sind. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, als wir auf dem sog. "Carachoweg" entlanggingen und das erste mal das Lagertor mit der bekannten Innschrift „Jedem das Seine“ sahen.
Auf dem Carachoweg wurden die Häftlinge bei Ankunft im KL von der SS und ihren Hunden unter Caracho – also lauten Beschimpfungen, Schlägen ect. – gedemütigt.
Anschließend wurden unsere Fragen nach unseren selbstständigen Erkundungstouren geklärt und wir konnten uns an einem Modell des Lagers einen dreidimensionalen Überblick verschaffen, was die
Ausmaße des Lagers sehr deutlich machte.
Nachdem wir noch durch unsere Unterkünfte geführt wurden und eine kleine Abschlussrunde gemacht haben gab es auch schon Abendessen.
Danach haben wir uns noch Vorträge angehört.
Lina, 18 Jahre | Q1
Ich habe hate viel Neues erlebt und gelernt, beispielsweise über Qualen, in denen die Gefangenen wirklich lebten. Dazu gehört auch, dass in dem kleinen Lager bis zu 2000 Menschen in einer Baracke schlafen und leben mussten und im gesamten Bereich 20.000. Diese Erkenntnisse sind sehr erschreckend und sehr tiefgründig. Natürlich war mir bewusst, welche Verbrechen in KZs begangen worden sind, doch diese Verbrechen noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, hat mir einen ganz anderen Zugang für meine Gefühle gegeben. Es ist schrecklich, dass Menschen diese Verbrechen zugelassen haben und deswegen ist es umso wichtiger, sich daran zu erinnern, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert.
Ida, 14 Jahre | Klasse 9.6
Meine ersten Eindrücke vom KZ Buchenwald habe ich bereits im Jahr 2023 gesammelt, als ich zum ersten Mal hier war. Damals habe ich die Ereignisse jedoch noch nicht so verstanden wie heute. Heute durfte ich das Konzentrationslager aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen. Ich habe mehr über die einzelnen Gebäude erfahren – beispielsweise, dass in einem kleinen Gebäude 20.000 Menschen geschlafen haben – bis hin zu der erschütternden Tatsache, dass die schwächsten Häftlinge nur bis zu 25 Kilogramm gewogen haben. Es macht mich fassungslos, wie respektlos es ist, dass manche Menschen heutzutage – trotz des heutigen Wissens – den Holocaust noch immer leugnen.
Alessandra, 15 Jahre | Klasse 9.6
Heute sind wir so gegen 12:00 Uhr angekommen. Wir übernachten im Internationalen Jugend-Begegnungszentrum, in dessen Räumlichkeiten früher die SS-Kasernen waren. Wir haben unsere Zimmer bezogen und waren danach Mittagessen. Danach gab es eine kleine Vorstellungsrunde.
Auf der darauffolgenden Selbsterkundung des Lagers hat meine Gruppe erst die Tankstelle der SS, mit den Garagen gesehen, dann den "Caracho-Weg" über den Häftlinge während ihrer Ankunft brutalst gejagt wurden. Die SS schikanierte sie mit Kampfhunden und Schlägen.
Dann waren wir beim sogenannten "Zoologischen Garten", einem Bärengehege direkt neben dem großen Lager, wo die Bären besseres Fleisch bekamen als die Menschen.
Als nächstes waren wir bei einer Splitterschanze, in der sich die SS geschützt hatte, gegen Bombardements.
Wir waren danach auch im Großen Lager, wo wir die Grundrisse der Häftlingsbaracken gesehen haben, die mit schwarzen Schlacke-Steinen ausgelegt waren. Es gab ein Mahnmal für Frauen und Kinder und das jüdische Mahnmal in Block 22. Einem Block in dem größtenteils Jüdinnen und Juden eingepfercht waren.
Das jüdische Mahnmal ist eine, in den Umrissen der Baracke gestaltete Grube, in der senkrecht Steine hinunter gehen, als würden sie in den Abgrund rutschen.
Auf den Mahnmal-Tafeln waren Steine. Dies ist ein jüdisches Ritual. אבן על אבן (Even al Even), was so viel wie "Stein auf Stein" oder "Stein über Stein" heißt. Es ist vergleichbar mit dem christlichen Brauch Blumen auf ein Grab zu legen.
Wir kamen dann noch einmal zusammen und es wurde über das Tor, den Eingang zum Konzentrationslager, den "Caracho-Weg" und anhand eines Modells von Buchenwals, dass ein ehemaliger Häftling erstellt hatte.
Danach gingen wir zurück und uns wurde das Gebäude gezeigt in dem wir unterbracht sind. Nach Präsentation die von Schüler*innen gehalten wurden endete der Abend.
Jasper, 18 Jahre | Q1
Heute sind wir in Buchenwald angekommen und haben uns erstmal alleine umgeguckt. Für mich hat es sich komisch angefühlt, über Wege zu laufen, wo so viele Menschen gestorben sind. Obwohl nichts mehr von den Baracken übrig ist, kann man trotzdem noch sehen, wo sie standen und wie sie ungefähr ausgesehen haben.
Dieses Gefühl fand ich überwältigend, weil man sich gar nicht vorstellen kann, wie viele unschuldige Menschen hier gelitten haben und wie viele an einem grausamen Tod gestorben sind. Jedoch fand ich das sogenannte "Kleinen Lager" am beängstigten. Dieses wurde so genannt, weil es kleiner als das restliche Lager war. Es war der gefährlichste Ort im Konzentrationslager und der Ort, an dem am meisten Menschen starben. Der Bereich war von dem restlichen großen Lager abgetrennt, jedoch lebten dort manchmal bis zu 20.000 Menschen auf engstem Raum. Zudem hatten diese noch schlechte bis gar keiner Hygiene und wurden oft krank. Wegen diesen und vielen weiteren Gründen finde ich, Konzentrationslager sind wie Friedhöfe und es sollte mehr in der Schule darüber gesprochen werden.
Emma, 15 Jahre | Klasse 9.6
Heute war der erste Tag in Buchenwald. Schon beim Betreten des Geländes habe ich mich ein wenig komisch gefühlt. Es ist dieses Gefühl, hier ist etwas schreckliches vorgefallen. Es ist unbeschreiblich und machte mir Angst. Die enorme Atmosphäre ist unterdrückend, es ist unvorstellbar. Als wir weiter ins Gelände liefen, kamen wir an den Hundezwingern vorbei. Auch hier wurde mir komisch. Mir ist die Geschichte im Kopf geblieben in der ein Überlebender berichtete, wie SS-Soldaten tag täglich Hunde auf Häftlinge losließen. Auch als wir an der Straße vor dem Haupteingang waren und erfuhren das es sich hier am meistens ereignete, wurde mir schlecht. Das Einzige was uns separierte ist die Zeit; der Ort und die Taten bleiben gleich. Unverändert und ich finde das zugleich gruselig als auch erstaunlich. Als wir weiter ins Gelände gingen viel auf wie wenig übrig war, es blühten Blumen, die Sonne schien, dennoch war was hier geschehen ist prominenter denn je. Die Anwesenheit des Todes. Die Opfer die hier leiden mussten. Es war alles unvorstellbar. Kaum anzuerkennen.
Isabella, 16 Jahre | Klasse 10.1
Heute war unser erster Tag in Buchenwald.
Wir sind gegen 12 Uhr angekommen. Als Erstes wurden die Zimmer aufgeteilt, anschließend haben wir unser Gepäck ausgepackt. Nach dem Mittagessen haben mein Kollege und ich bereits das Haupttor besichtigt. Wir waren schockiert, wie wenig vom ursprünglichen Lager noch erhalten ist.
Danach trafen wir uns mit unserem Betreuer im Seminarraum. Es gab eine kleine Kennenlernrunde sowie ein kurzes Quiz zum aktuellen Wissensstand. Zwischen 14:00 und 15:15 Uhr hatten wir Zeit zur freien Selbsterkundung. Ich bin dabei den Postenweg entlanggelaufen. Dabei habe ich viele neue Eindrücke gewonnen. Die Strecke war interessant, unterschiedlich lang und geprägt von vielen alten, mittlerweile stillgelegten und überwucherten Anlagen. Der Weg selbst war zum Teil kaum noch erkennbar.
Anschließend trafen wir uns wieder als Gruppe, um über offene Fragen und unsere bisherigen Erkenntnisse zu sprechen. In der Kantine betrachteten wir ein Modell des gesamten Lagers Buchenwald und sprachen über weitere Geländeabschnitte und unsere Pläne für den Rest der Woche.
Zum Schluss zeigte uns unser Betreuer die Räume, die wir in den kommenden Tagen frei nutzen dürfen. Nach dem gemeinsamen Abendessen hörten wir uns noch zwei Präsentationen von Gruppenmitgliedern an. Danach gingen wir auf unsere Zimmer, um uns von diesem sehr informativen Tag zu erholen.
Julius, 17 Jahre | EF3
Der Tag begann am frühen Morgen. Wir hatten eine lange Strecke vor uns und in der Zwischenzeit beschäftigte ich mich mit meinen Freunden. Danach habe ich mein Buch gelesen und hörte nebenbei Musik. Nach einer Weile haben wir die ehemalige Grenze der DDR erreicht und machten da eine kurze Pause. In der Zwischenzeit wechselten sich unsere Busfahrer und gleichzeitig verschwanden unsere Lehrer [a. d. R.: sie wollten eine Avocado angeln].
Es war an der Zeit, dass wir losfahren mussten, aber wir wussten nicht wo unsere Lehrer sich befanden. Deswegen entschieden Lina und ich, unsere Lehrer zu suchen und nach ein paar Minuten fanden wir sie hinter der Tankstelle und machten ein Wettrennen zurück zum Bus. Doch war dieses Wettrennen nicht fair, da Herr Skupniks lange Beine uns keine Chance gaben zum Siegen.
Eine Stunde später kamen wir in Buchenwald an. Angekommen an der Jugendbegegnungsstätte, gingen wir in unsere Zimmer und packten aus. Danach ging es auch direkt zum Mittagessen. Später lernten wir unsere Projektleiter kennen, der mit uns darüber sprach, was einen Menschen von den anderen differenziert, aber was sie auch zugleich verbindet. Als wir mit diesem Thema auch abgeschlossen hatten, durften wir dann das KZ-Buchenwald selbständig erkundigen und uns selber informieren.
Da ich das aller erste mal im KZ-Auschwitz und Birkenau war, war dies ein drastischer Kontrast zum KZ-Buchenwald. Man bemerkte, dass das KZ-Buchenwald einer seiner ersten Arten von Konzentrationslager war. Es war viel simpler gestaltet als die anderen Konzentrationslager. Zum einen hat das KZ-Buchenwald eine "schönere" Farbpalette, die Gebäude waren moderner und die Elektrozäune sahen nicht so intensiv eingekapselt aus.
Dennoch ist auch dieser Ort genau so grausam wie die alle anderen. Er ist auch ganz groß und hat auch viele Überreste der Baracken. Dennoch musste ich auch gleichzeitig im Kopf behalten, dass Buchenwald nicht wie die anderen Konzentrationslager war, da es ein Ausbildungsort für die zukünftigen SS-Mitglieder war.
Die Geschichten und Informationen die überall im Lager verteilt sind, sind ebenso traumatisch und traurig wie bei den anderen Konzentrationslagern. So einen grausames Schicksal wünsche ich niemandem.
Ich sah mir alles in Buchenwald an und fotografierte auch alles, was dabei diente die Emotionen und Essenz dieses Ortes zu verdeutlichen.
Im Nachhinein gab es noch eine Interaktion mit unserem Projektleiter und unseren Anliegen. Er beantwortete unsere Fragen und erzählte uns ein wenig mehr über Buchenwald.
Gegen Ende hatten wir auch eine Tour der Jugendbegegnungsstätten und im anschließenden hatten wir Abendbrot.
Bis jetzt muss ich zugeben das Buchenwald mich nicht so sehr emotional beeinflusst hat. Dennoch bin ich genau so entsetzt und traurig darüber was hier geschah, wie bei den anderen Konzentrationslagern.
Lara, 18 Jahre | Q1

Heute war der erste Tag im Konzentrationslager Buchenwald, einem der größten Konzentrationslager seiner Zeit. Wir sind um ca. 12 Uhr angekommen. Da sah man direkt die ehemaligen SS-Baracken, die nun eine Jugendherberge sind. Dort einzutreten, mit dem Gedanken, dass hier damals die SS-Mannschaft lebte, ist schon ein wenig unangenehm. Alles wurde aber umgebaut, also war es eine angenehme Atmosphäre; nichts erinnert an damals, außer vielleicht die Dachpfeiler.
Im Seminarraum sah ich dann eine Karte von Buchenwald von damals, sie war riesig. Danach bin ich zum Haupttor gegangen, alles intakt, wie auf den Bildern. Wow. Als ich dann eingetreten bin, war zwar nicht mehr viel da, aber das Hintergrundwissen zu besitzen, ist trotzdem ein wenig beängstigend. Da, wo die Lager waren, sind nun nur noch ein Haufen schwarzer Steine mit Denkmälern überall. Es ist wichtig, daran zu erinnern.
Ich bin dann den Postenweg entlanggelaufen; 3 km lang war dieser, durchgehend am riesigen Zaun vorbei. Das mussten die SS-Männer damals tun. Komisch, sich selbst nun auf diesem Weg zu befinden. Aber man sah ein paar Gebäude, und es gab immer mal wieder Schilder, die einem Informationen gaben.
Ich habe auch Pfähle in der Ferne gesehen. Es stellte sich heraus, dass genau dort Menschen der sowjetischen Armee beerdigt sind. Es ist auf jeden Fall schockierend, davor zu stehen; es waren einfach nur unbeschriftete Metallpfähle im Boden.
Danach haben wir bei einem Miniaturmodell in der Gefängniskantine alles aus der Vogelperspektive beobachten und mit einem sehr netten Guide Fragen klären können. Die Häftlinge haben hier nicht gegessen, sondern nur gekocht, untypisch für eine Kantine. An sich wurde an diesem Ort so vieles verschleiert, aber es direkt live zu sehen, bestätigt alles.
Leonard, 16 Jahre | EF3
Ich steh vor dem Tor, was mir die richtige Sicht auf den Häftlingsteil mit den Baracken gibt. Mein Herz klopft und ich habe schon fast Angst hindurchzugehen. Hindurch zu dem Ort, wo Menschen unter unmenschlichsten Bedingungen leben mussten, die man sich gar nicht vorstellen kann. Vorne am Tor zu diesem Abschnitt steht ,,Jedem das seine". Ich lese diesen Schriftzug und bekomme schon fast Panik. Es ist eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Wut und Trauer. Trauer um die Menschen die das durchleben mussten. In solchen Situationen frage ich mich immer wieder, warum und wie Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sind. Ich gehe durch das Tor und fühle mich direkt wie in einer anderen Welt. Fast schon wie in einer Parallelwelt, in der man sich befindet. Erst in diesem Moment begreife ich, was ein KL für wirklich bedeutet und dass man niemanden so sehr hassen kann, dass man ihm so etwas antut. Ich gehe weiter den Weg entlang. Nun stehe ich auf dem Appellplatz und sehe alles: Die Barackentrümmer, die Desinfektion, das Krematorium und noch andere übrig gebliebene Reste dieser ,,Hölle". Auch hier geht mir alles nah. Man geht weiter und realisiert, dass dieser Weg, dieses Gebäude und alles andere nicht nur von uns so friedlich gesehen wird, sondern schon damals von unschuldigen Häftlingen, die diese Grausamkeit über sich ergehen lassen mussten. Man versteht es erst dann, wenn man auch wirklich vor Ort ist. Nun habe ich eine gewisse bildliche Vorstellung davon, wie die Häftlinge lebten. Das schlimmste war für mich an diesem Tag zu merken, dass ich gerade dort stehe, wo ein unschuldiger Mensch von einem skrupellosen, gefühllosen Nazi niedergeschossen wurde, oder Versuche an ihnen durchgeführt wurden. In solchen Momenten schießen einem viele Gedanken durch den Kopf. Was ist, wenn sich so etwas wie sich das vor 80 Jahren abgespielt hat noch einmal wiederholt und wie wären die Auswirkungen auf die Bevölkerung? Wie reagiert man auf so etwas erneut? Ich mache mir Vorwürfe dafür, was sich abgespielt hat. Die Angst, die in mir hervorkommt, die ich nicht kenne. Bei der Fahrt zu wissen, dass ich mich gleich in einem KZ befinde, hat mir solche Angst und solchen Respekt verschafft, dass ich am liebsten wieder umgekehrt wäre. Auch, dass ich mich schuldig fühle, sollte nicht berechtigt sein, da ich gegen diese Menschenverachtung einstehe und der Welt die Realität ein Stück näher bringen möchte. Denn es gibt immer noch Menschen die, die Gräueltaten der Nazis abstreiten und Propaganda verbreiten. Menschen, die die Symbolik der Nazis aus Spaß verwenden, obwohl die meisten den Kontext dahinter kennen. Ob sie den Kontext dahinter nachvollziehen können und diesen verstehen, ist was anderes.
Marlie,15 Jahre | Klasse 9.3
Als wir in Buchenwald ankamen, war ich zunächst sprachlos. Ich hatte nicht erwartet, dass so wenig von dem Ort übergeblieben ist – und doch war die Stimmung sofort bedrückend. Schon beim Betreten des Geländes hatte ich das Gefühl, dass hier etwas Furchtbares passiert sein muss.
Die ersten Informationen über das Konzentrationslager haben mich tief getroffen. Es ist kaum vorstellbar, wie viel Leid Menschen hier ertragen mussten. Ich fühlte mich traurig und nachdenklich, aber auch dankbar dafür, dass wir heute in Freiheit leben.
Trotz der schweren Geschichte war ich überrascht, wie offen und freundlich die Mitarbeiter waren. Sie haben sich viel Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten, und man merkte, dass ihnen der respektvolle Umgang mit dem Thema sehr wichtig ist.
Süphan, 16 Jahre | Klasse 9.5
Tag 2 | Im Lager: Krematorium, Effektenkammer und Steinbruch
Da, wo man gestern aufhörte, fängt man heute wieder an. Man kramt die Geschichten, Erzählungen und das Wissen tief aus seinem Gedächtnis und man versucht das zu fühlen, was man nie fühlen kann, da man es nicht selbst erlebt hat und sich kognitiv in der Zeit, zu der alles geschehen ist, kein eigenes Bild machen konnte. Für mich war die größte Überwindung des heutigen Tages der Bunker. Ich stehe davor und dieselbe Angst, die mich gestern heimgesucht hat, kommt in mir hervor. Plötzlich steht wieder alles auf Anfang und ich frage mich, was ich hier eigentlich mache. Ich überwinde mich dennoch und schaue über meine Angst hinaus. Geschichten kommen hoch; Erzählungen von einem Häftling ganz besonders: Martin Sommer, der mir durch seine Aufzeichnungen das erzählte, was ich zu sehen bekam: Kälte, Trostlosigkeit und vor allem Grausamkeit. Ich laufe an den Zellen entlang, wo jemand vor meiner Zeit auf das übelste zu Tode gequält worden ist. Es macht mich traurig zu merken, wie jemand gelitten hat und ihn zu fühlen, ohne ihn jemals kennengelernt zu haben.
Wieder trat ich durch das Tor, welches mir den Blick auf die "Hölle" gibt und das Gefühl, sich in einer Art Parallelwelt zu befinden. Wieder kommt die Fassungslosigkeit, Trauer und Wut hoch die schon am Vortag in mir hoch stieg. Von dort setzte ich zusammen mit der Gruppe meinen Fuß voran zum Krematorium, wobei mir der Begriff Verbrennungsanlage oder der Satz: „schnelles Beseitigen von Menschen" besser gefällt.
Das Wort Krematorium lässt sich aus dem lateinischen von dem Wort cremare ableiten, welches so viel wie "verbrennen“ oder "einäschern“ bedeutete. Jedoch scheint mir der Begriff bei dieser Grausamkeit nicht optional. Schon allein beim Betreten dieses Gebäudekomplexes rieche ich das, was dort passiert ist. Auch wenn das alles nur Einbildung ist und mir die Vorstellung einen Streich spielt, ahne ich, wie es dort gerochen haben muss. Das Schlimmste ist eigentlich, dass die Häftlinge nicht mal nach ihrem Tode gewürdigt und geehrt wurden, trotz der schweren körperlichen Arbeit, die der Bevölkerung und allgemein dem Staat zugutekam. Stattdessen wurde ihnen weiter ihre Menschenwürde genommen und durch den Dreck gezogen. Sie waren für die SS unpassend ausgedrückt "Tiere", die für die allgemeine Bevölkerung und die Wirtschaft in den Jahren gearbeitet haben. Was mich besonders erschreckt hat, war als ich den nachgebauten Pferdestall betrat und da nur Leute mit ihren Handys standen und Fotos von der Genickschussanlage machten, als ob dies die Attraktion des Jahres wäre. Man sollte das, was an diesem Ort passiert ist, ernst nehmen und mit besonderem Respekt begegnen. Da kommen mir immer besonders die Fragen auf: Was bedeuten Respekt und Verständnis noch für die heutige Gesellschaft? Und was würden sie machen, wenn sie das Handy einmal nicht in der Hand hätten? Klar ist es wichtig, Bilder von historischen Stätten festzuhalten und anderen Menschen zu zeigen, jedoch ist es wichtiger, dass Menschen selbst dorthin gehen und damit konfrontiert werden.
Marlie, 15 Jahre | Klasse 9.3
In der Restaurationswerkstatt
Der Tag empfing uns mit einem leichten kalten Wind und einer angenehmen, warmen Sonne. Meine Freunde und ich brachen früh auf, um frische Luft schnappen zu gehen. Auf unseren ruhigen Morgenspaziergang waren wir, ohne es zu bemerken, auf Isolierbaracken gestoßen. Ein komischer Anblick. Die Umrisse sahen ganz gut aus, obwohl es ungefähr neunzig Jahre zuvor von einem Bombenangriff unter Beschlag genommen wurde und dabei alles zerstörte. Also handelte es sich höchstwahrscheinlich um eine nachgebaute Darstellung, um die auch dort geschehenden Verbrechen etwas am Leben zu erhalten. Außerdem war es auch sehr interessant zu wissen, dass die Tochter des italienischen Königs dort damals als Geisel gehalten wurde, nachdem Italien das Bündnis mit Deutschland aufgelöst hatte. Ich stand also da mitten im Waldgebiet und war von diesem Anblick überrascht. Nach fast neunzig Jahren, hatte sich dieses schreckliche Gebiet erholt. Pflanzen und Bäume besetzten es nun. Nach dieser spannenden ersten Erkenntnis liefen wir zurück zum Gasthaus und wurden dort über den anstehenden Tagesplan aufgeklärt. Heute standen uns das Krematorium und die Ausstellungen zur Verfügung. Die Kunstausstellung, Musikausstellung, Kinder und Jugendliche im KZ Buchenwald, etc. Alles klang spannend, also entschied ich mich, so viel Wissen wie möglich einzufangen, um über das komplette Geschehen etwas Ahnung zu besitzen.
Wir liefen gemeinsam als Gruppe los und als wir wieder das Häftlingslager betraten, ließen die Gedanken vom vorherigen Tag einfach nicht locker. Übertrieben gesagt realisierte man einfach nicht, dass man auf Boden stand, auf dem Leute (meistens Unschuldige) lagen und starben. Das Häftlingslager war mir aber heute nicht mehr sehr fremd, sondern eher vertrauter. Dieses leichte Gefühl der Angst war weg, was ich bedauerte, aber der Respekt und die Grausamkeit sind geblieben und werden mich wahrscheinlich für immer heimsuchen, egal wann ich dieses Häftlingslager wieder betreten werde.
Auf jeden Fall zurück zum Krematorium. Auf den Weg dort hin besuchten wir die Restaurationswerkstatt. Uns wurde einiges in die Hände gegeben wie Zahnbürsten und Löffel. Wir waren aber schnell wieder draußen und es hieß für uns, auf in das Krematorium. Kurz gesagt: es war grausam und kaum zu fassen, was SS-Männer sich damals alles erlaubten. Alles passierte illegal. Ich hätte mir keinen schlimmeren Weg vorstellen können, die Menschenwürde so zu entehren und bloßzustellen. Es war ein Verbrechen, was ich und viele andere Leute niemals hätten glauben können. Juden, etc. waren wertlos für Nazis und so wurden sie auch behandelt. Ich wollte es mir genau vorstellen, wie die Leute damals gelitten haben und starben, aber dieses mal war es doch besser, das ich nicht fähig dazu war. Als nächstes kam die Ausstellung, etwas harmloser. Es war untergebracht im früheren Gebäude für zum Beispiel Kleidung für die Häftlinge. Ich versuchte, alles zu betrachten, nur leider lief mir die Zeit davon. Etwas weiter oben in der Ausstellung, ging es um einige der Häftlinge, die nach der Befreiung überlebt hatten. Irgendetwas erweckte meine Aufmerksamkeit, als ich die Bilder genauer betrachtete. Es war nicht ihr Lächeln, sondern die Augen. Es war ihnen anzusehen, der Schmerz, der Verlust und das Trauma. Es würde nie wieder richtig aus ihren Augen verschwinden. Bei keinem von ihnen. Ich schätze mich glücklich mit meinem Leben und verstehe nicht das Unrecht, was diesen Menschen zuteil wurde. Um meine Reise zu beenden, betrat ich die Kunstausstellung. Unfassbar und erstaunlich, wie Häftlinge die Situationen wiedergaben, ihre Gefühle. Ich sah, wie einige Leute kleine Gemeinschaften bildeten, um zu überleben. Sie teilten das Brot und nahmen sich gegenseitig in Schutz. Anders, als in manch anderen Fällen. Verrat unter Häftlingen bedeutete meist den Tod.
In der Geschichte des 2. Weltkriegs gab es einiges an Verrat, Verstoß, Verfolgung, Mord, Propaganda und auch Freunde, die zu Feinden wurden. Diese Sachen spielten sich ebenfalls im KZ Buchenwald ab. Und trotzdem überlebten Menschen, weil es auch gute unter ihnen gab und ganz wichtig, die Hoffnung lebte. Eine interessante Legende, die sich in Buchenwald rumsprach war die „Goethe-Eiche“. Es hieß, dass wenn die Eiche irgendwann fallen sollte, das Deutsche Reich mit ihr fallen würde.
Heute habe ich vieles schockierendes und interessantes gesehen. Der Tag ist für heute vorbei und ich bin in Gedanken bei allen Häftlingen, die Opfer des brutalen Massenmordes im KZ Buchenwald wurden.
Laura, 14 Jahre | Klasse 9.6
Künstlerische Auseinandersetzungen mit der Thematik

Ich habe einen Häftling gezeichnet; inspiriert davon, dass wir heute bei dem Krematorium waren, wo auch noch im Tod die Häftlinge entehrt wurden. Das Porträt soll auch nicht so ganz menschlich aussehen um zu verdeutlichen, wie unmenschlich die Häftlinge im Leben und im Tod behandelt wurden.
Nicoletta, 15 Jahre | Klasse 9.5
Kurz nach dem Frühstück sind wir mit unserem Guide in Richtung Lagertor gegangen. Im angebauten Bereich links neben dem Lagertor war der sogenannte Bunker, in welchem Häftlinge gefoltert und ermordet wurden. Oft wegen Akten des Widerstandes oder Banalitäten, wie verschenktem oder organisiertem Essen.
Besonders die Enge der Zellen war erdrückend, aber insbesondere die Geschichten der gequälten Gefangenen in den Zellen zeigten auch, welchen Lebenswillen die Gefangenen hatten. Ich konnte es mir bei bestem Willen nicht vorstellen, wie eine Person 12 Wochen in einer Dunkelzelle bei Wasser und Brot überleben konnte, ohne sitzen oder liegen zu dürfen.
Anschließend sind wir in das Krematorium gegangen, was mich sehr mitgenommen hat. Die Perfidität der SS kam dort geballt zum Ausdruck. Insbesondere die Nachbeuten der Erschießungsanlagen der sowjetischen Kriegsgefangenen zeigt das: Die voll eingerichteten Arztzimmer, welche den Gefangenen bis zum Schluss suggerieren sollten, dass sie nur untersucht und vermessen werden.
Nach dem Mittagessen sind wir in die Ausstellung des Lagers gegangen und konnten uns danach einem Thema widmen, was uns besonders interessiert. Ich habe mir noch weitere Bereiche des Lagers angeguckt, weil ich schon aus meiner Studienfahrt nach Auschwitz gelernt habe, welchen Unterschied es macht, die Orte der Verbrechen dreidimensional zu besuchen und sie somit geografisch verordnen zu können.
Lina, 18 Jahre | Q1
Der Arrestzellenbau


Heute war der zweite Tag im Konzentrationslager Buchenwald. Die Nacht war um 7 Uhr für mich zu Ende, unser erstes Treffen fand wie üblich um 9:15 Uhr statt.
Wir haben über Bilder aus der Zeit gesprochen und sie zugeordnet. Manchmal war das schon echt schwer zu sagen, weil solche menschenfeindlichen Bauten heute in Deutschland nicht mehr existieren.
Danach sind wir in die Restaurierungswerkstatt gegangen. Beeindruckend, was man dort alles noch finden kann: von Colaflaschen bis zu Löffeln und allerlei anderen Dingen. Es war besonders interessant, wenn Teile Hinweise auf die Identität der Person enthielten, und noch spannender, wenn man sie konkret einer Person zuordnen konnte.
Auf jeden Fall sind wir danach zum Krematorium gelaufen, ein gruseliger Ort. Hier war für viele Menschen die Endstation ... traurig.
Wir traten ein und sahen zuerst die Pathologie. Danach ging es weiter in einen Raum, in dem wir Aschekapseln gesehen haben, also schlichte Urnen. Diese waren aber ein Beweis dafür, dass auch die normale Bevölkerung daran teilhatte. Dann standen wir vor den Öfen, krass. Hier sind viele Menschen ein letztes Mal gewesen, beängstigend. Alle aus der Gruppe haben aber Respekt gezeigt, was schön und angebracht war.
Anschließend haben wir uns das Museum angeschaut. Es war sehr informativ, mit vielen Informationen zu allem. Man konnte Uniformen sehen und auch viele persönliche Geschichten. Hier konnte ich auf jeden Fall viele Infos sammeln, ein lohnenswerter Besuch. Als Nächstes war ich im Kunstmuseum, schöne, aber auch bewegende Kunst. Ein Raum war sehr beängstigend; es war abstrakte Kunst mit einer tiefen Botschaft.
Danach haben wir uns im Seminarraum besprochen und Projektthemen gewählt. Meins ist das sowjetische Straflager. Zum Schluss waren wir am alten Steinbruch. Alles ist zwar zugewachsen, aber einige Steine lagen noch vereinzelt da. Sie waren schwer, aber tragbar, nur in der damaligen Situation wohl unvorstellbar.
Der Tag ist nun vorbei: erkenntnisreich, anstrengend, aber auch ein wenig bedrückend.
Leonard, 16 Jahre | EF3
Heute waren wir im Krematorium in Buchenwald. Ich weiß gar nicht genau, wie ich es beschreiben soll. Alles war so still und irgendwie kalt – nicht vom Gefühl. Die Räume, die Öfen ... das war alles so krass real. Ich habe mich innerlich irgendwie leer gefühlt, aber gleichzeitig war mir auch schlecht. Ich habe versucht, alles aufzunehmen, aber es war auch schwer, hinzuschauen. Ich glaube, ich werde das nie vergessen.
Ilayda, 16 Jahre | Klasse 10.1
Heute haben wir zuerst einige historische Fotos von Buchenwald gesehen. Vom Bau des Lagers über die Befreiung bis zur Nutzung als sowjetisches „Speziallager“, in dem ehemalige Nazis, aber auch Unschuldige, eingesperrt waren. Danach sind wir im KL erst in „den Bunker“ gegangen. Hier hatten die Nazis Menschen eingesperrt, die sich nicht an die willkürlichen Lagerregeln gehalten hatten. Die Menschen kamen in vielen Fällen nicht mehr aus „dem Bunker“ heraus.
Als Nächstes gingen wir zum Krematorium. Der Name wird dem Gebäude eigentlich nicht gerecht, da es sich eher um eine Menschenmassenverbrennungsanlage handelte, anstatt um ein Krematorium, in dem Menschen heute auf Friedhöfen würdevoll verbrannt werden. Es war sehr bedrückend, bevor man überhaupt das Gebäude betrat. Der erste Raum war die sterile „Pathologie“. Die Vorstellung, dass hier Leichen der Ermordeten seziert wurden, um dann falsche Angaben wie „Auf der Flucht erschossen“ und „Herzschlag“ auf die Totenscheine zu schreiben, war erschreckend. Im übernächsten Raum war ein Gedenkort für verschiedene Menschen, die ermordet wurden, sodass die Angehörigen einen Ort zum Trauern hatten. In einem Nebenraum waren sogenannte Urnen: Tongefäße, in denen die SS Asche aus dem Krematorium gefüllt hatte und diese den Angehörigen geschickt hat, unter der falschen Angabe, es sei die Asche der Ermordeten (was sie natürlich nicht so nannten). Dies konnte man aber gar nicht wissen, weil so viele Häftlingsleichen auf einmal verbrannt wurden. Ich habe mich gefragt, wie sich die Angehörigen gefühlt haben, wenn sie nach dem Krieg erfahren haben, dass es sich gar nicht um die Asche des eigenen Angehörigen handelte. Ich kann es natürlich nicht wissen. Das Krematorium selbst war äußerst beeindruckend und gruselig. In die Öfen hineinzusehen, ließ mich erschaudern. Im Keller wurden die Leichen vorbereitet, und was trotz der Rekonstruktion gruselig war, waren die Haken. An diesen Haken wurden Häftlinge erhängt. Es war gruselig. Es war bedrückend. Mir fehlen eigentlich die Worte für das Krematorium und alles, was ich schreibe, beschreibt es nicht.
Danach waren wir noch im „Pferdestall“, einer Nachbildung der Genickschussanlage, in der eigens eine Abteilung der SS 8.000 sowjetische Kriegsgefangene umbrachte. Allein die Vorstellung der Gewalt war für mich auf eine unbeschreibliche Art eindrücklich. Auf welche perfide Art die SS gemordet hat.
Nachdem es Mittagessen gegeben hatte, waren wir noch im Museum, wo wir eine Ausstellung zum KL Buchenwald besichtigt haben.
Danach konnten wir alle an eigenen Projekten arbeiten und uns mit eigenen Themen beschäftigen. Ich hatte mir einen Grabstein ausgesucht, den der slowenische Häftling Bernard Smrtnik für seine Brüder Lojze und Livold angefertigt hatte, nach seiner Zeit in einem italienischen Konzentrationslager und der Evakuierung in den NS-Staat, da Italien von den Alliierten eingenommen wurde. Der kleine Grabstein ist ein individuelles Beispiel für das Totengedenken im Konzentrationslager. Der kleine Grabstein wurde übrigens von einer Schülerin aus der Heinrich-Böll-Gesamtschule Bochum während archäologischer Ausgrabungen gefunden. Hierfür lohnen sich also auch die Beiträge der Studienfahrt 2011.
Da ich der Meinung war, noch nicht alle Gebäude im KL gesehen zu haben, habe ich es selbstständig erkundet. Ich war beim Mahnmal für das „Kleine Lager“, in dem hauptsächlich Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Außerdem war ich am Mahnmal für die ermordeten Sinti und Romnja und für die ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen. Mit unserem Projektleiter sind wir noch in den Steinbruch von Buchenwald gegangen und haben uns die Grundmauern einer SS-Kaserne angesehen, die Gefängniszellen enthielten, in denen politische Widerständler und ungehorsame SS-Offiziere eingesperrt waren.
Nach dem Abendessen schauten wir uns noch den Film „Hitlers Weimar“ an, in dem es um das Mitwissen der Weimarer Bürger*innen ging, das sie zum KL Buchenwald hatten. Der Tag endete mit der Besprechung des Films.
Jasper, 18 Jahre | Q1
Tag 3 | Weimar: Kultur und die Schatten der Zwangsarbeit
Nun, Tag 3, dieser hatte zwar weniger mit dem KZ zu tun, aber mit Weimar.
Wir sind nach Weimar gefahren, die Stadt, die am nächsten an Buchenwald liegt. Wir wurden mit Denkmälern von Zeugen begrüßt, jeder mit seiner individuellen Geschichte – interessant.
Dann gingen wir weiter und fanden das ehemalige Gestapo-Hauptquartier. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass dies nicht einfach prächtig war. Viel Geld muss hier reingeflossen sein, um so
eine böse Fraktion so darzustellen.
Naja, danach waren wir noch bei einem Thälmann-Denkmal sowie anderen. Als Letztes gingen wir an Goethes und Schillers Haus vorbei.
Nun hatten wir Freizeit. Ich ging mit meiner üblichen Gruppe zu einem Sushi-Restaurant. Es hat zwar lange gedauert, bis das Essen da war, aber der Teller sah einfach nur mega schön gestaltet aus.
Ich habe ein Salmon-Menü gegessen, wir genossen das Essen und machten uns auf den Weg zum Museum Zwangsarbeit.
Wir sahen dort mit Audioguide viele Aspekte der NS-Zeit, alle Bereiche schön strukturiert und nach Jahren eingeteilt. Die Informationen, die man hier dann aber extra herausfinden konnte, waren
einfach schockierend; es ging viel um Mord oder allgemein andere abscheuliche Taten.
Nachdem wir fertig waren, hatten wir vier Stunden Freizeit in Weimar. Als Vierergruppe gingen wir herum, erkundeten die Stadt und hielten spontan für ein Eis an – ebenfalls lecker. Anschließend haben wir Parks usw. erkundet. Die Stadt war so sauber und kulturvoll, wenn man das so sagen kann; es hat mir auf jeden Fall ein anderes Gefühl als Bochum gegeben.
Dann mussten wir uns bei El Burrito, einem mexikanischen Restaurant, treffen. Ich habe dort BBQ-Ribs gegessen – lecker, aber viel, da ich noch relativ voll war.
Am Ende haben wir ein Quiz um Preise gespielt. Ich habe tatsächlich etwas gewonnen: ein Popcorn-Star-Magazin mit pinkem Handyband – Traum! Anschließend gab es noch eine Schärfe-Challenge. Ich
habe mitgemacht, und dafür, dass ich nicht oft scharf esse, finde ich, habe ich mich gut geschlagen und auch bestanden – sehr spaßig.
Nun war schon Tagesende. Wir riefen Taxis, und ab ging es zurück nach Buchenwald.
Um es allgemein zu sagen: Dieser Tag war echt schön und eine Art Pause nach all den heftigen Einblicken und Informationen, die wir an den Vortagen erhalten hatten, obwohl wir ja trotzdem Infos
dazugelernt haben.
Leonard, 16 Jahre | EF3
Heute startete unser Tag mit einem Referat über die Buchenwaldbahn, und anschließend ging es nach Weimar.
Dort hatten wir eine kleine Stadtführung, die uns die Vergangenheit der Stadt zur Zeit des Nationalsozialismus nähergebracht hat. Denn Weimar war die sogenannte Gauhauptstadt Thüringens. Interessant war auch, dass wir erfuhren, dass Bochum ebenfalls Gauhauptstadt war. Außerdem wurden uns Geschichten von Zeitzeugen erzählt, was deutlich gemacht hat, welche Folgen die Misshandlungen für den Rest des Lebens auf die Häftlinge hatten.
Danach hatten wir eine Mittagspause und sind anschließend in das Museum Zwangsarbeit gegangen. Das war eine Bilderausstellung, in der ich auch Bezüge zu Bochum gefunden habe.
Nach der Ausstellung hatten wir etwas freie Zeit in Weimar, während der wir in einen Park gegangen sind, der sehr schön war, und uns die Altstadt bei einem Eis angeschaut haben. Dabei durfte natürlich auch die berühmte Statue von Schiller und Goethe vor dem Nationaltheater nicht fehlen.
Um 19:30 haben wir uns in einem mexikanischen Restaurant getroffen und zu Abend gegessen.
Da der Busverkehr nach Buchenwald schon sehr früh endet, sind wir anschließend mit dem Taxi wieder hoch auf den Ettersberg gefahren.
Lina, 18 Jahre | Q1
Der dritte Tag war bis jetzt meiner Meinung nach der beste Tag.
Wir haben um 09:15 Uhr den Tag geplant und eine Präsentation über die Buchenwaldbahn angehört. Als wir in Weimar angekommen sind, haben wir ein paar Geschichten von Zeitzeugen aus Buchenwald gehört.
Dann, um 12:20 Uhr, konnten wir Mittag essen. Nach dem Mittagessen sind wir zu einem Museum gegangen – es ging um Zwangsarbeit. Als wir fertig waren, hatten wir fünf Stunden Freizeit. Ich persönlich bin einkaufen gegangen.
Nach der Freizeit sind wir in ein mexikanisches Restaurant gegangen und haben als Gruppe zu Abend gegessen. Nach dem Essen haben wir noch ein kleines Quiz über die nationalsozialistische Zeit gemacht. Am Ende haben 6–8 Personen eine Chili-Challenge gemacht.
Dann haben wir auf die Taxis gewartet und sind jetzt wieder in Buchenwald.
Süphan, 16 Jahre | Klasse 9.5
Heute war ein sehr aufregender Tag. Zu Beginn gab es eine Präsentation über den Schienenbau in Weimar für das KZ Buchenwald. Daraufhin ging es direkt los in die Stadt Weimar. Dort wurden wir herumgeführt und konnten die Stadt besichtigen. Wir lernten viele Informationen, wie wo sich die GESTAPO befand oder wo Goethe und Schiller gewohnt haben.
Danach gab es eine kleine Pause, in der wir ein bisschen etwas essen konnten, und daraufhin gingen wir in das Museum Zwangsarbeit. Dort beschäftigte ich mich hauptsächlich mit den Frauen, die im KZ arbeiten mussten. Ich lernte einige grausame Dinge, wie dass die Frauen, die geschwängert wurden und nicht mehr in der Lage waren, effizient zu arbeiten, zurück in ihr Heimatland geschickt wurden. Viele sahen das als eine mögliche Befreiung, aber das hielt nicht lange. Später kam ein Gesetz heraus, dass Frauen, die geschwängert wurden, das Kind abtreiben mussten. Das hat viele emotional belastet, und nur deutsche Frauen durften ihr Kind nicht abtreiben.
Frauen, die romantische Beziehungen mit französischen oder anderen Häftlingen aufgebaut hatten, wurde gedroht, in ein Zuchthaus geschickt zu werden, oder sie mussten komplett rasiert und nackt durch die Stadt laufen. Dies sind sehr demütigende Erfahrungen, die die Frauen der damaligen Zeit machen mussten.
Nach einer Stunde erkundigten Lina, Jasper und ich die Stadt Weimar. Wir aßen dort ein Eis und kauften ein paar Kleinigkeiten aus Souvenirläden. Später gingen wir durch den Park an der Ilm. Ich habe vor Ort sehr viele schöne Bilder gemacht, und wir haben auch ein paar Gesellschaftsspiele gespielt.
Abends waren wir in einem mexikanischen Restaurant, dort aßen wir leckeres Essen, und es gab zwei Wettbewerbe. Ich selbst habe am Schärfewettbewerb teilgenommen, und meiner Meinung nach habe ich gut durchgehalten.
Der Tag an sich war sehr schön. Ich hatte sehr viel Spaß und habe etwas Neues gelernt. Ich bin sehr dankbar und froh, dass ich hier teilnehmen kann.
Lara, 18 Jahre | Q1
Der Tag begann für uns mit einer Präsentation über die Buchenwald-Bahn. Die Bahn war ein Prestigeprojekt der SS, das innerhalb von drei Monaten fertig sein sollte. Dementsprechend minderer Qualität war die Bahn, die direkt nach der Einweihung teilweise einstürzte. Nach einigen Monaten wurde die Bahn für die Deportationen genutzt. Die Thüringer Reichsbahn AG stellte noch einen Monat nach der Befreiung die Deportationen der SS in Rechnung. Statt des Verbrechens stand der Profit im Vordergrund.
Das Hauptereignis war heute Weimar. Die Stadt wurde übrigens erstmals 899 erwähnt, und deren Name Weimar leitet sich vom althochdeutschen und altsächsischen „Wvigmara“ (gesprochen: „Wigmara“) ab. Dies besteht aus den Teilen wīh für „Heiligtum, Tempel“ und mer, meri für „See, Meer“, also „Heiligtumsee“. Erst 1556 nannte man die Stadt „Weimar“.
Wir wurden zuerst von unserem Projektleiter durch die Stadt geführt. Er zeigte uns verschiedene Orte, den Hauptbahnhof, ab dem der brutale Marsch nach Buchenwald begann. Was viele Häftlinge als Erstes sahen, war die Weimarer Polizei, nicht die SS. Das Denkmal aus DDR-Zeiten für den Stalinisten und KPD-Chef Ernst Thälmann, der unkritisch von der DDR glorifiziert wurde, obwohl er ein Opfer des Nazi-Regimes war.
Das Museum Zwangsarbeit war sehr eindrücklich. Dass 20 Millionen Menschen für Nazi-Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten, ist überwältigend. Dass teilweise Kinder unter zehn Jahren Zwangsarbeit leisten mussten, zeigt die Unmenschlichkeit der Nazis. Es gibt die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die durch Bundesgesetz errichtet wurde und einmalige symbolische Entschädigungszahlungen an ehemalige Häftlinge auszahlte, die auf alle weiteren Entschädigungszahlungen verzichteten. Ob man die Naziverbrechen in Geld aufwiegen kann und ob die Opfer auf alle anderen Entschädigungszahlungen verzichten sollten, kann man diskutieren. Nicht dass Entschädigungen wichtig sind, ist diskutabel, sondern ob eine Art Schlussstrich gezogen werden darf. Ich bin der Meinung, Deutschland und alle Menschen in diesem Land, insbesondere alle Deutschen, sind dazu verpflichtet, diesen Verbrechen zu gedenken, und das ist keine Floskel, in alle Ewigkeit. Alle Genozide der Nazis und alle Verbrechen dürfen niemals vergessen werden!
Nach dem Museum durften wir die Stadt selbstständig erkunden. Ich war an der Goethe-Schiller-Statue, dem Goethe-Haus und im Park an der Ilm. Dieser ist sehr zu empfehlen und äußerst schön. Am Abend gab es den traditionellen Schärfe-Contest und ein Quiz über Buchenwald.
Jasper, 18 Jahre | Q1
Nach dem Frühstück ging es für uns schon direkt mit dem Bus nach Weimar. Ich war aufgeregt, die Stadt kennenzulernen, die Hitler so bewunderte. Weimar war eine der Hauptstädte, in denen der Aufstand der Nazis stattfand und so auch der größte Hass auf Juden, Sinti und Roma usw. ausging. Der Bus ließ uns genau vor dem schönen und alten Hauptbahnhof aussteigen. Auch wenn der Anblick wunderschön war, musste ich an das denken, was hier vor ungefähr achtzig Jahren geschah. Kurz nachdem Häftlinge aus Buchenwald eine Zugstrecke gebaut hatten, was vielen von ihnen das Leben kostete, ermöglichte es der SS, Häftlinge schneller in größeren Massen nach Buchenwald zu transportieren. Das heißt, die Häftlinge wurden alle öffentlich zum Bahnhof getrieben und in den Zug gebracht. Auf dem Weg dorthin bewarfen deutsche Bürger sie. Nach einem Überlebenden zufolge mussten die Häftlinge, als sie am Bahnhof in Buchenwald ankamen, hoch zum Eingang rennen. Die SS stellte sich überall mit Gewehren hin und schoss willkürlich auf die Häftlinge, und es gab nicht einmal einen richtigen Grund dafür. Ein schlimmes Verbrechen.
Mein Herz wurde schwer, als ich also vor dem Bahnhof stand, aber wir liefen schnell weiter. Wir wollten ein erst kürzlich eröffnetes Museum besuchen. Auf dem Weg dorthin fielen mir jedoch große Zeugenplakate auf. Nicht irgendwelche Zeugen, sondern Überlebende aus Buchenwald. Zur Ehre und selbstverständlich zur Aufklärung standen sie überall dort und erzählten ihre eigene Geschichte. Ein Lächeln huschte mir über das Gesicht, als ich sah, dass es doch viele Überlebende waren, was etwas Gutes bedeutete, auch wenn es Tausend mehr hätten sein müssen.
Auf jeden Fall kamen wir am Museum an. Sehr groß. Wir betraten es, und die Lehrer ließen uns alleine weitergehen, um unseren eigenen Interessen zu folgen. Ich las mir alles durch. Es war die Geschichte des Deutschen Reiches, von Anfang bis Ende. Der größte Fokus lag aber auf den Häftlingen, nicht nur den aus Buchenwald, sondern auch aus weiteren damals besetzten Ländern. Es ging darum, wie die Nationalsozialisten es schafften, im großen Stil Hass auf die Juden auszuüben und das deutsche Volk auf sie zu hetzen. Vor allem die Art, wie sie politische Gegner und Juden öffentlich mit Schildern bloßstellten, war kaum vorstellbar. Manchen Juden wurde sogar der Bart abrasiert, was für die Missachtung der Religion stand. Eine Sünde, wie es manche nennen würden.
In der Ausstellung habe ich auch gelernt, was der Unterschied zwischen einem Arbeitslager, einem Konzentrationslager und einem Vernichtungslager war. Und schon wieder kann ich den Gedanken nicht fassen, wie wertlos diese unschuldigen Menschen damals behandelt wurden. Es war kein menschliches Verhalten mehr, ich kann es nicht oft genug sagen. Wenn eine Ladung Häftlinge im Vernichtungslager ankam, wurden die arbeitsfähigen aussortiert und in die Arbeits- und Konzentrationslager gebracht, während alle anderen, vor allem Kinder und Ältere, sofort getötet wurden. So kann man nicht mit Menschen umgehen, mit keinem, mit keinem Lebewesen.
Ich lief weiter durch die Ausstellung, und die Sachen wurden immer grausamer. Häftlinge wurden an erhängten Häftlingen vorbeigeführt, um eingeschüchtert zu werden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie alle Häftlinge jeden einzelnen Tag mit der Angst vor dem Tod zu kämpfen hatten. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Nur selten gab es Leute, die gegenüber den Häftlingen „nett“ waren. Damit riskierten sie aber auch ihr Leben. Hitler und seine Anhänger hatten ganz Deutschland und weitere besetzte Länder unter voller Kontrolle. Jeder hatte Angst. Hitler ließ sich alles erlauben.
Noch unglaublicher fand ich es, wie Deutschland damals versuchte, freiwillige Zwangsarbeiter für die Wirtschaft zu suchen, weil sie ja alle Juden usw. (die eigentlichen „Arbeiter“) umbrachten. Die „freiwillige Aktion“ fand in Frankreich statt. Für je drei Franzosen, die für ein Jahr nach Deutschland gingen, um zu arbeiten, wurde ein Kriegsgefangener freigelassen. Erstens, super schlechtes und freches Angebot, und zweitens, reine Propaganda. Die Kriegsgefangenen wurden trotzdem fast alle getötet, und die Franzosen kehrten nie wieder nach Frankreich zurück. Sie wurden Opfer der schweren Zwangsarbeit. Es tat einfach nur weh zu lesen.
Der interessanteste Part war die, sozusagen, „Hörstation“. Dort konnte man sich Interviews der Überlebenden anhören. Für keinen von ihnen ging das Leben normal weiter. Aber sie schafften es trotzdem, und wichtiger, sie wurden teils endlich wieder von den Leuten akzeptiert. Ich merkte, dass den Überlebenden nicht das Geld wichtig war, das der deutsche Staat ihnen später anbot, sondern die Freiheit, die Gesundheit, Freunde, die Familie. Ich wurde von Emotionen geflutet. Es war schön, weil man nach dieser grausamen Geschichte, die man gelesen hatte, doch am Ende das Schöne, die Hoffnung hatte. Man verließ das Museum nicht depressiv, sondern mit einem Lächeln und einer klaren Meinung, dass sich das, was im Zweiten Weltkrieg geschah, nie wiederholen sollte. Und diese Verantwortung tragen jetzt wir. Ich bereue kein bisschen, diese Ausstellung besucht zu haben.
Der Tag ist für heute vorbei, und bis dahin bleibe ich in Gedanken an alle Häftlinge, die Opfer des brutalen Massenmordes im KZ Buchenwald wurden.
Laura, 14 Jahre | Klasse 9.6
Heute ist der dritte Tag unserer Studienfahrt. Das Ziel ist der Geburtsort von Schiller sowie Goethe: Weimar. Nach dem Frühstück hörten wir eine Präsentation über den Schienenbau von Buchenwald nach Weimar. Es gab viele neue, schockierende Informationen, die für den nächsten Tag wichtig waren. Wir nahmen den Bus nach Weimar und wurden von unserem Betreuer dort pünktlich in Empfang genommen. Er erzählte von manchen Zeugen, die er persönlich kennengelernt hatte, und berichtete ihre Geschichten.
Wir gingen weiter in Richtung Innenstadt und bekamen das ehemalige Gestapo-Quartier zu Gesicht. Ein wahnsinnig schönes und großes Gebäude, das sehr eindrucksvoll war. Wir besuchten dann das Museum, in das wir später gehen sollten, und unser Betreuer erzählte die Geschichte des Museums und warum diese einzigartig war. Es ging dann weiter in der Innenstadt, wo wir mit Goethes und Schillers Denkmal am Nationaltheater von Weimar konfrontiert wurden. Daraufhin bekamen wir etwas Freizeit, um in aller Ruhe unser Mittagessen zu finden und dies auch genießen zu können.
Nach der Freizeit gingen wir zum Museum, und hier fand ich wieder viele neue Infos, von denen ich zum ersten Mal hörte. Nach dem Museum hatten wir wieder Freizeit, und dieses Mal nutzten wir die Zeit, um Weimar mal so richtig anzuschauen und ein oder zwei Sachen zu entdecken. Zum Abendessen trafen wir uns in einem mexikanischen Restaurant, das unsere Lehrer sich im Vorhinein ausgesucht hatten, und ich war wirklich positiv überrascht von diesem Restaurant.
Insgesamt war der Tag wirklich informativ und fühlte sich eher wie ein ruhiger Tag an, mit den ganzen Pausen und den freien Möglichkeiten, die uns gegeben wurden. Dazu fand ich Weimar wirklich schön und sauber, aber man konnte ein komisches Gefühl dort nicht loswerden, das sich nicht in Worte fassen lässt. Ich weiß nicht, ob dies am Hintergrundwissen lag oder ob es an anderen Faktoren lag.
Julius, 16 Jahre | EF3
Tag 4 | Gedenkweg der Buchenwaldbahn & Glockenturm
Der heutige Tag war relativ entspannend. Um 9 Uhr starteten wir mit einer Wanderung durch den Wald. Wir mussten Arbeitshandschuhe mitnehmen. Wir gingen den Weg der Gleise des Todesszugs entlang. Dort gab es Unkraut überall, und dazu lagen Steine, auf denen die Namen der Kinder, die bei der Deportation ums Leben kamen, standen. Ich beschäftigte mich mit den Fotos und Videos der Gruppe. Daraufhin entfernte ich das Unkraut um die Steine mit den Namen.
Ein paar Stunden später gab es auch schon Mittagessen. Deswegen mussten wir auch wieder zurück. Nach dem Mittagessen machten wir uns auf den Weg, die anderen Denkmale im Wald zu besichtigen. Auf dem Weg trafen wir auf Gräber der Häftlinge. Daneben stand „Momenta“, übersetzt „Erinnerung“. Die Asche der Häftlinge und deren Knochen wurde dort gestreut. Nicht weit entfernt gab es auch die Ruinen der Villen der SS-Kommandanten. Es war ein sehr komisches Gefühl, da vorbeizulaufen. Ich fühlte mich unwohl und traurig.
Nach den SS-Denkmälern kamen wir zu den DDR-Denkmälern. Wir fanden dort heraus, dass die damalige DDR die Geschichte der Befreiung der Häftlinge änderte, um die eigene Ideologie und Position zu verstärken. Die amerikanischen Soldaten, die bei der Befreiung da waren, wurden nie erwähnt. Es ist sehr böse, die Tatsache zu verändern, für den eigenen Vorteil.
Bei dem von der DDR konstruierten Denkmal gab es auch zwei weitere Gräber, bei denen die Asche der Häftlinge verstreut wurde. Sie waren riesig; ich kann mir gar nicht vorstellen, wer alles dort liegt und wie viele es sein müssen.
Zunächst gingen wir zum Glockenturm. Dort ist auch ein Denkmal für die Asche weiterer Häftlinge.
All diese besuchten Orte heute waren sehr viel für mich. Ich werde ein paar Tage benötigen, um das zu verarbeiten. Es ist echt sehr grausam, was die Menschen dort erlebt haben. Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen, weil ich keine ähnlichen Erfahrungen gemacht habe und auch keine machen will. Ich hoffe nur, dass so etwas nie wieder passiert, da niemand so etwas verdient.
Keiner soll gedemütigt, geschlagen, missbraucht oder getötet werden. Was vor grob 80 Jahren geschah, ist nicht normal und sollte auch nie normalisiert werden.
Lara, 18 Jahre | Q1
Nach dem Frühstück ging ich spazieren bis zum „Pferdestall“. Hier ermordete die SS 8.000 sowjetische Kriegsgefangene mit einer Genickschussanlage, die sie als medizinische Untersuchung tarnte. Eine perfide, hinterlistige Art und Weise zu morden. Diese Massenerschießungen waren der tödlichste Massenmord in Buchenwald. Es war ein äußerst bedrückender Ort, auch wenn der Wald 80 Jahre später sehr friedlich dastand.
Danach arbeiteten wir am „Gedenkweg Buchenwaldbahn“. Hier wird für alle 2.000 Kinder und Jugendlichen, die in Buchenwald gestorben sind oder nach Auschwitz oder Bergen-Belsen in die Vernichtungslager deportiert und dort ermordet wurden, gedacht. Es war eindrücklich, die Gedenksteine von Unkraut zu befreien. Hier, wo den jüngsten Menschen, die ermordet wurden, gedacht wird, fragte man sich erneut eindrücklich, wie so etwas geschehen konnte und wie man es in Zukunft verhindern kann bzw. wie man ähnliche Verbrechen nach 1945 hätte verhindern können.
Nach dem Mittagessen besprachen wir den Tag gestern in Weimar und das Museum Zwangsarbeit. Danach gingen wir zur „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte“ der DDR. Hier gab es sieben Stelen, in denen die Jahre 1937 von der Errichtung des KLs bis 1945, der Befreiung, bildlich in Stein gehauen sind. Hier ist aber zu beachten, dass die Bilder von der Ideologie des Realsozialismus geprägt sind. Zum Beispiel fehlten amerikanische Soldaten bei der Befreiung des KL, obwohl die Häftlinge einen großen Teil der Befreiung in eigene Hände genommen hatten; die amerikanische Armee hatte ebenfalls einen gehörigen Anteil. Es fehlten auch Kapos, also Häftlinge, die die Befehle der SS ausführten. Es wurde das Bild gezeichnet, es gäbe nur die faschistischen Unterdrücker und die (vor allem kommunistischen) Unterdrückten; dass es Grauzonen gab, verschwieg das SED-Regime. Auch suggerierte die DDR mit einer Stele, nach dem Mord an KPD-Chef Ernst Thälmann sei der Widerstand der Häftlinge entstanden, aber schon ein Jahr vorher, 1943, gab es eine geheime Häftlingsorganisation.
Es gibt drei Massengräber in der Anlage mit Gebeinen der von den Nazis Ermordeten und dort Verscharrten, weil das Krematorium nicht mehr betrieben werden konnte. Außerdem gibt es Gräber von danach Gestorbenen, deren Identitäten bekannt sind. Davor waren wir noch an einem Aschenmassengrab; hier sind, genauso wie bei den drei Rundgräbern mit Gebeinen, die Identitäten nicht bekannt. Die DDR bezeichnete die in den drei Rundgräbern Verscharrten als „Patrioten und Antifaschisten“; dabei waren es größtenteils Juden und Jüdinnen, das weiß man.
Trotzdem finde ich, ist ein solches Mahnmal wichtig für das Erinnern und gegen das Vergessen und gegen das Verdrängen und gegen das Umdeuten! Zudem ist die Anlage auch ein Friedhof, also sollte man sie erhalten, auch wenn das Gedenken teilweise durch die realsozialistische DDR-Ideologie verzerrt wurde. Danach waren wir noch auf dem Glockenturm. Jedenfalls alle, für die die 150 Meter nicht zu viel waren.
Am Abend haben wir noch „Kinderblock 66“ gesehen, eine Doku über den Kinderblock im „Kleinen Lager“. Hierzu zwei Bemerkungen, die man unabhängig voneinander sehen muss: Ich habe einige Bilder in der Doku erkannt, die in falschem Kontext verwendet wurden, was zeigt, mit wie vielen Fotos wir uns in dieser Studienfahrt beschäftigt haben. Der Film war enorm bedrückend, vor allem das Ende. Ich verstehe nicht, wie Menschen anderen Menschen (Kindern!) so etwas antun können. Ich bewundere den Mut all derer, die den Kindern in jeglicher erdenklicher Weise geholfen haben, damit sie überleben.
Jasper, 18 Jahre | Q1